Vieles hat sich verändert, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, als die Geschichte der Lederverarbeitung in Offenbach am Main begann. So wurden zuerst Schatullen, Etuis, Portefeuilles und Brieftaschen in kleinen Betrieben für den regionalen Markt gefertigt. Dank geschickter Handwerkskunst und klugem Erschließen neuer Märkte stellte sich schnell heraus, wie viel Potenzial in dem noch jungen Wirtschaftszweig steckt.

Bis um das Jahr 1850 hat sich die Lederwarenbranche in Offenbach zu einer bedeutenden Industrie entwickelt und beschäftigte einige tausend Mitarbeiter. Der Vertrieb erfolgte international, die Vielfalt der hergestellten Produkte hatte sich stark vergrößert, es gründeten sich Gerbereien und spezialisierte Zulieferbetriebe aus dem Bereich der Werkzeugmacher und des Maschinenbaus.

Lederwaren aus Offenbach erlangten Weltruhm und wurden auf den Weltausstellungen in Paris und London gefeiert.

Auf dem Höhepunkt der handwerklichen Produktion, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Blütezeit der Offenbacher Lederwaren, waren in und um Offenbach über 10.000 Beschäftigte in der Lederbranche tätig. Auf Grund unzähliger Firmenverlagerungen in den 1960er und 70er Jahren in Billiglohnländer, erfolgte der Niedergang des gesamten traditionsreichen Industriezweiges.

Es blieben aber zum Glück einige wenige der alten Betriebe erhalten. So auch die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Manufaktur, die unsere Reisetaschen herstellt. Der Familienbetrieb wird mittlerweile in der 5. Generation geführt und ist einer der letzten verbliebenen Hersteller in Offenbach.

Inmitten der Offenbacher Innenstadt befindet sich die im Jahr 1913 bezogene Produktionsstätte. Beim Betreten des Gebäudes fühlt sich der Besucher in der Zeit zurück versetzt. Man spürt sofort, das ist keine sterile Fabrik, hier wird echte Handarbeit geleistet. Es ist eine über Jahrzehnte gewachsene Manufaktur, auf drei Etagen verteilt. In jeder Ecke des verwinkelten Hauses ist ein spezieller Arbeitsbereich untergebracht, steht ein Regal, lagert Leder oder liegen Werkzeuge, die auf ihren Gebrauch warten. Den wenigen, gepflegten Maschinen sieht man ihren jahrelangen, zuverlässigen Einsatz an. Sollte doch mal etwas defekt sein, man repariert es selbst, denn Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr. Die Maschinen sind seit Jahrzehnten in Verwendung.

Die Herstellung unserer Reisetasche beginnt mit dem Zuschnitt des Leders. Mit einer großen Presse und passenden Stanzeisen werden die meisten Lederteile ausgeschnitten, bei großen Lederteilen erfolgt der Zuschnitt mit Hilfe von Schablonen von Hand. Bei der Auswahl des Leders wird darauf geachtet, nur fehlerfreies Leder ohne schadhafte Stellen zu verwenden oder es werden diese Fehlerstellen geschickt ausgespart.

Man sollte übrigens nicht unterschätzen, wie viele Teile für manche Artikel benötigt werden. Für unsere Portemonnaies sind es 21 Einzelteile!

Als Nächstes werden die Kanten des Leders geschärft, das heißt, ausgedünnt. Dadurch lässt es sich leichter umschlagen und vernähen. Manche der Lederkanten werden auch, je nach Bedarf, versiegelt. Das erhöht die Haltbarkeit und sorgt für ein dauerhaft elegantes Erscheinungsbild.
Damit kommen wir zum arbeitsaufwendigsten Herstellungsschritt, dem Vernähen und Zusammensetzen der Teilstücke unserer Ledertasche. Mit viel Erfahrung und Geschick wird jedes Einzelteil in vordefinierter Reihenfolge mit seinem Gegenstück zusammengefügt. Schließlich soll unsere Reisetasche auch passgenau verarbeitet sein und auch bei hoher Beanspruchung für viele Jahre Freude bereiten.

Zu guter Letzt erfolgt die abschließende Qualitätskontrolle und das Verpacken.

Wie man sieht, es sind viel Arbeitsschritte notwendig und es bedarf großer Erfahrung, um unsere Reisetaschen zu fertigen. Das Ergebnis ist ein Stück wundervolle Handarbeit, ein zuverlässiger Begleiter und ein Produkt von langer Lebensdauer.